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Der Focusrite - Leitfaden zur Musikveröffentlichung: Teil 2
Schütze dein Werk: Eine Einführung in die komplexe Welt des Urheberrechts.
Text: Chuck Fishman
Im ersten Teil dieser vierteiligen Serie hast du erfahren, wie du deine Songs für die Veröffentlichung vorbereiten kannst, einschließlich der notwendigen Schritte, um eine richtige Mischung und ein finales Masterfile zu erhalten, das sowohl auf Streamingdiensten als auch auf physischen Musikprodukten wie CDs oder Vinyl hervorragend klingt. (Nähere Informationen findest du hier.)
Dieser zweite Teil behandelt zwei Hauptaufgaben, die man als Musiker in Angriff nehmen sollte, sobald die Musik abgemischt ist, aber noch bevor diese tatsächlich als digitales oder physisches Produkt veröffentlicht wird. Zunächst erläutere ich, wie du deine Kompositionen vor der Vervielfältigung oder Bemusterung durch andere Künstler schützen kannst, indem du deine Urheberrechte registrierst. Danach geht es um die Entscheidung zwischen einer Selbstveröffentlichung oder einer möglichen Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Plattenfirma, um deine Musik auf den Markt zu bringen. Dazu gehört es, Labels zu entdecken, sich diesen zu präsentieren und die Konditionen einer Zusammenarbeit auszuhandeln.
Ich weise für diesen Abschnitt auf einen kurzen Bezug zur Realität hin: Es gibt etliche Möglichkeiten, sich diesem Thema zu nähern, zahlreiche verschiedene Werkzeuge und Wege, um das gleiche Ziel zu erreichen sowie eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen, die von den jeweiligen Experten vertreten werden. Im Allgemeinen vertrete ich eine Perspektive, die einen Selbstschutz verfolgt. Ich rate also dazu, besonders vorsichtig zu sein, wenn es darum geht, deine Musik und Lebensgrundlage zu schützen. Daher fordere ich dich nach wie vor auf, diesen Rat anzunehmen und darauf aufbauend zu handeln. In diesem Beitrag findest du zahlreiche Links, die dir helfen, mehr über das Thema zu erfahren. Ich füge zudem hinzu, dass meine Ratschläge aus einer US-amerikanischen Perspektive stammen. Sofern du nicht in den USA lebst, rate ich dir, dich über die lokalen Gesetze zu informieren, um so mehr Wissen über deine Rechte in deinem Teil der Welt zu erlangen. Je größer dein Wissen über das komplexe Wesen des Urheberrechts, desto mehr wird es dir helfen, einen Weg zu wählen, der dich auf eine solide rechtliche Grundlage stellt, in eine guten Beziehung zu deinen Verlagspartnern und der dafür sorgt, dass die Menschen, die deine Musik hören glücklich sind (und dafür bezahlen!).
Und in Bezug auf das Urheberrecht: Ich gehe davon aus, dass es sich bei deinen Songs um vollständige Eigenkompositionen handelt, die von dir und/oder deinen Bandkollegen oder Koproduzenten verfasst wurden. Wenn du Samples von anderen Titeln in deinen eigenen verwendet hast, kannst du einen Song nicht als Originalwerk urheberrechtlich schützen lassen. Tatsächlich ist der Prozess, das Urheberrecht für ein sogenanntes "abgeleitetes Werk" zu erhalten, deutlich schwieriger.
Warum ist das Urheberrecht wichtig?
Technisch gesehen ist dein Werk, sobald du einen Titel aufgenommen und eine CD davon gebrannt oder auf einem anderen physischen Gerät/Speicher wie einen USB-Stick abgelegt hast, urheberrechtlich geschützt. Allerdings muss das Urheberrecht bei einer offiziellen Stelle angemeldet werden. Durch die Registrierung deines Urheberrechts werden deine Kompositionen – die Musik und die Texte – davor geschützt, von anderen Künstlern vervielfältigt oder gesampelt zu werden. Sofern ein anderer Künstler deinen Song covert, sampelt oder auf andere Weise ohne deine Erlaubnis vervielfältigt und sich die Urheberrechte gesichert hat, kannst du auf dem Rechtsweg Schritte gegen diesen Künstler einleiten, die Strafen in Höhe von bis zu 150.000 US-Dollar bei vorsätzlicher Handlung nach sich ziehen. Du kannst aber nur dann eine Klage einreichen, wenn du dich beim US Copyright Office registriert hast und dieses eine endgültige Entscheidung über deinen Antrag getroffen hat.

Ein Screenshot aus dem Bereich der Webseite des US Copyright Office, in dem Tonaufnahmen registriert werden.
Unabhängig davon, wo auf der Welt du lebst, ist es vorteilhaft, sich beim US Copyright Office zu registrieren. Die meisten Länder erkennen ein in den USA registriertes Urheberrecht für eine Komposition an und bieten Schutz für den Urheberrechtsinhaber. Es gibt zahlreiche Komplikationen, die bei der Einreichung eines Urheberrechts für eine Komposition auftreten können: Dein Antrag kann etwa abgelehnt werden. Aber selbst, wenn er genehmigt wird, kann es drei bis sieben Monate dauern, bis du deine Urheberrechtsbescheinigungen erhältst. Jede Titelbewerbung kostet etwa 45-65 US-Dollar. Du fragst dich eventuell, ob sich diese Ausgabe lohnt, da es immerhin circa 14.000 Streams bei Spotify für diesen Titel benötigt, um die Gebühr wieder einzuspielen. Meiner Meinung nach lohnt sich die Ausgabe auf jeden Fall. Was wäre denn, wenn einer deiner Songs von einem größeren Künstler entdeckt, gesampelt oder neu aufgenommen wird und zu einem großen Hit wird? Ich habe das tatsächlich schon oft erlebt. Anfang 2020 wurde der Rapper Lil Nas X wegen Urheberrechtsverletzung durch das jüngere Upstart-Rap-Duo PuertoReefa & Sakrite Duexe verklagt, das drei Jahre zuvor einen sehr ähnlich klingenden Track aufgenommen hatte. Ich kenne die Details dieses Falles nicht, aber wenn das Duo das Urheberrecht für ihren Song angemeldet hätte, könnten sie schnell vor Gericht gehen, um direkt eine Klage einzureichen. Sie müssten dann nicht monatelang auf einen Fortschritt in diesem Fall warten.
Das US Copyright Office und die verschiedenen Urheberrechte, die es erteilt, sind äußerst kompliziert zu verfolgen. Cosynd (https://www.cosynd.com) ist ein großartiger Service für Musiker, die sich in dieser Komplexität zurechtfinden wollen. Für eine Gebühr von 20-25 US-Dollar zusätzlich zu den Bundesgebühren für die Einreichung von Urheberrechtsanmeldungen umfasst der Registrierungsservice von Cosynd die Vorbereitung, Überprüfung, elektronische Einreichung und Bearbeitung der Korrespondenz mit dem US-Urheberrechtsamt, soweit dies für die Dauer der Anmeldung (drei bis sieben Monate) erforderlich ist. Sobald du deinen Antrag bei Cosynd eingereicht hast, wird dieser geprüft, auf mögliche Fehler untersucht und eine Entscheidung über die endgültige Antragsart getroffen, die für deine Einreichung verwendet werden soll. Cosynd bietet auch andere Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Eigentum von Kompositionen an. Dazu gehört auch die Möglichkeit, wichtige urheberrechtliche Vereinbarungen mit deinen Mitarbeitern zu erstellen, auszuhandeln und zu unterzeichnen und damit dein Eigentum festlegen.
Muss ich meine Songs wirklich urheberrechtlich schützen?
Ich produziere seit 25 Jahren Musik. Die Gebühren und Formulare waren 1996, als mein erstes Album veröffentlicht wurde, einfacher überschaubar. Seither ist die Komplexität für Urheberrechtsanträge exponentiell gestiegen. Es gibt heute so viele weitere Möglichkeiten, wie Rechte an deinen Songs von anderen verletzt werden können, sei es durch unbefugte Verwendung in einem YouTube-Video, auf sozialen Medien wie TikTok, durch Sampling usw. In den letzten Jahren war ich mit meinen musikalischen Bemühungen erfolgreich und habe Titel, EPs und Alben bei angesehenen unabhängigen Plattenfirmen veröffentlicht. Ich interessierte mich also mehr und mehr für den Schutz meiner Songs. Allerdings waren die Antworten, die ich zum Thema Urheberrecht erhielt, undurchsichtig. Sogar mein Anwalt aus der Unterhaltungsbranche war der Ansicht, dass ich für meine Kompositionen keine Urheberrechte anmelden müsse, da ich diese über Verlage verlege, die Plattenfirmen angehören oder selbst bei meinem Verleger Funk Style Quality Music (BMI) publiziere. Das ist aber nicht richtig, denn Künstler sollten ihre Songs selbst durch die Anmeldung von Urheberrechten schützen. Einige Fachleute in der Musikindustrie erwecken den Eindruck, dass du dein Werk schon durch eine Musikveröffentlichung schützt. Hier sollte man besser das Kleingedruckte lesen. So schreibt Songtrust, eine Musikrechtsplattform für unabhängige Verlage, beispielsweise, dass "der Akt der Registrierung deiner Songs bei Songtrust eine großartige Alternative ist, um das aktive Eigentum an deinem Katalog nachzuweisen, ohne den Umweg über das US Copyright Office zu nehmen".
Unabhängige Vertriebe digitaler Musik Distrokid und Tunecore tragen noch weiter zur Verwirrung bei. Sie erwähnen, dass allein der digitale Vertrieb ausreicht, um das Urheberrecht für deine Songs zu erlangen. Zum Zeitpunkt zu dem dieser Textes erstellt wurde, arbeiten nach meinem Kenntnisstand, Urheberrechtsexperten aktiv daran, sicherzustellen, dass Musiker durch solche Aussagen keinen falschen Eindruck bekommen. Es mag zwar zutreffen, dass du durch das bloße Schaffen und die Verbreitung deiner Musik auch Eigentümer deiner Musik bist, dennoch musst du diese Songs durch registrierte, staatlich genehmigte Urheberrechte rechtlich schützen. In der Zwischenzeit haben sich der Vertrieb CD Baby und Cosynd zusammengetan, um Musikern einen Weg zu bieten, ihre Musik urheberrechtlich zu schützen und diese gleichzeitig über ihre Plattform zu verbreiten.
Liz Cimarelli, COO und Leiterin der Geschäftsentwicklung bei Cosynd, erklärt, warum das Urheberrecht über die Veröffentlichung von Musik hinaus benötigt wird: "Denke daran, dich beim Copyright Office im Sinne einer Versicherung zu registrieren. Du hoffst, dass nichts passiert. Sollte dieser Fall jedoch eintreten, kannst du nichts dagegen tun, sofern du dich nicht vorher dort registriert hast und eine entsprechende Genehmigung vorliegt".

Cosynd und CD Baby haben sich zusammengeschlossen, um den Schutz von Inhalten einfacher denn je zu gestalten.
Sampling und Coverversionen
Mein Rat ist es, Sampling um jeden Preis zu vermeiden, da du dir vom Verleger und Urheber der Masteraufnahme des von dir gesampelten Titels eine rechtliche Genehmigung einholen musst. Wenn es wirklich Elemente bestimmter Songs gibt, die du sampeln möchtest, würde ich prüfen, ob einer dieser Titel auf der Sample-Lizenzplattform Tracklib, die Tausende von Einträgen aufweist, vorab freigegeben ist. Vielleicht kannst du die spezifischen Klänge, die du suchst, aber auch auf den Seiten einer Sample-Bibliothek wie Splice finden. Eines der Mitglieder meiner Gruppe FSQ, G Koop, ist bekannt als "König der Sample-Nachspielungen". Das bedeutet, dass er statt zu samplen, tatsächlich Instrumente aufnimmt und so eine neue Aufnahme eines alten Titels macht. Wenn es ein Riff gibt, das du wirklich deinem Song hinzufügen möchtest, dann kannst du anstelle eines Samples der Masteraufnahme auch Musiker wie G Koop dazu bringen, die entsprechende Musik, das Riff, den Hook, neu zu erstellen und abzuspielen. Gleichwohl musst du dich an den Verleger des Songs wenden, um die nötige Erlaubnis zu erhalten, deinen Titel mit den Elementen (Replays) eines anderen Songs zu veröffentlichen.
Es ist etwas einfacher, eine Lizenz für die Veröffentlichung deiner Coverversion eines Originalsongs zu erhalten, als kleine Komponenten eines anderen Songs zu lizenzieren. Der Prozess der Lizenzierung von Coversongs wird erleichtert durch Plattformen wie Easy Song Licencing und Sounddrop, die eine einmalige Pauschalgebühr von 9,99 US-Dollar pro Coversong-Lizenz erheben. Sounddrop befasst sich auch hervorragend mit der Lizenzierung von Coverversionen für YouTube, die einen großen Teil des Repertoires vieler YouTube-Videokünstler ausmachen. Tunecore und Distrokid, die bereits erwähnt wurden, bieten ebenfalls Lizenzen für Coversongs ab etwa 15 US-Dollar pro Jahr an, sofern ein Künstler weniger als 500 digitale Downloads seiner Coverversion erwartet.
Bei einer Plattenfirma unterschreiben oder nicht?
Ich spreche hier in erster Linie davon, dass du deine Songs – sei es eine Single mit zwei, eine EP mit vier bis sechs Titeln oder ein ganzes Album (acht oder mehr Titel) – bei einem unabhängigen Plattenlabel unter Vertrag bringst. Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Plattenfirmen kann großartig sein, denn sie können deinen Veröffentlichungsplan mit einer realen Investition und ihren eigenen bestehenden Vertriebs- und Presse-Netzwerken erweitern. Einige Plattenfirmen sind als Kuratoren renommierter Künstler und bestimmter Genres bekannt, wobei echte Fans die gesamte Produktion des Labels konsumieren. Die Möglichkeit, dich an ein Publikum anzuschließen, das du noch nicht hast, ist eine enorme Bereicherung für deinen Veröffentlichungsplan. Es gibt zwei Hürden, die es zu überwinden gilt, wenn man bei einer unabhängigen Plattenfirma unterzeichnen will. Zum einen geht es darum, ein Label zu finden, das an deinen Songs interessiert ist. Zum anderen möchtest du das Label dazu bringen, dir Vertragsbedingungen vorzulegen, für die es sich für dich lohnt, einen Plattenvertrag zu unterzeichnen.
Selbst wenn du einen idealen Partner für die Veröffentlichung und Werbung findest, solltest du dich für dich selbst einsetzen und sicherstellen, dass deine Musik geschützt ist, bevor du diese weitergibst. Ich habe dich in dieser Kolumne dringend gebeten, deine Songs zunächst durch eine Registrierung beim US Copyright Office zu schützen. Sofern du deine Urheberrechte beantragt hast, solltest du dich wohl fühlen, deine Musik bei Plattenfirmen anzubieten. Immerhin könntest rechtliche Schritte gegen eine Plattenfirma unternehmen, wenn diese Diebstahl in irgendeiner Form begeht und deine Musik ohne deine Zustimmung veröffentlicht. Eine andere Möglichkeit besteht darin, deine Lieder in SoundCloud hochzuladen, die Uploads privat zu machen und anstelle der endgültigen Master an Labels zu versenden, bei denen du dich bewerben möchtest. Eine Einschränkung dabei ist, dass die Songs einen Teil ihrer Audioqualität verlieren können, wenn du diese auf einem Streamingdienst vorhältst, statt Audio in voller Auflösung zur Bemusterung zu versenden. Und natürlich möchtest du dem Label, das du bemusterst, dein qualitativ hochwertigstes Ergebnis zeigen.
Suche nach und Bewerbung bei einem unabhängigen Plattenlabel
Es gibt keine einzelne beste Methode für die Veröffentlichung deiner Musik bei Plattenfirmen. Die goldene Regel (wie bei allen Aspekten zu diesem Thema) lautet aber: Je mehr Erfahrungen du sammelst, desto besser informiert bist du. Es gibt viele Strategien für eine Bewerbung. Was auch immer dein Ansatz sein mag, der Aufbau einer Beziehung zu potenziellen Partnern ist stets empfehlenswert. Nachdem du persönliche Erfahrungen mit Leuten bei unabhängigen Plattenfirmen gemacht und/oder ihnen deine Musik gezielt vorgestellt hast, hast du eine erste Vorstellung davon, welche Möglichkeiten sich dir in Bezug auf die Veröffentlichung deiner Musik bei einer Plattenfirma bieten und ob du dir diese als deinen Veröffentlichungspartner wünscht.
Wenn du typischerweise Musik für ein bestimmtes Genres produzierst, wirst du wahrscheinlich Künstler kennen, die einen ähnlichen Sound haben, ebenso wie Plattenfirmen, auf denen diese Künstler veröffentlichen. Leider geben allzu viele unabhängige Plattenfirmen die Botschaft "Bitte keine Demos" aus. Allerdings sind viele Labelchefs, vor allem in der Welt der Clubmusik, auch DJs. Der Aufbau von Beziehungen ist der Schlüssel, wenn es ein Label gibt, zu dem du eine Affinität hast. Jack Priest, ein in Großbritannien ansässiger Produzent, schickte seine Musik an Wolf + Lamb (W+L). Dahinter verbirgt sich sowohl ein DJ-Duo, Zev Eisenberg und Gadi Mizrahi, aber auch ein von dem Duo betriebenes Plattenlabel. Jack schickte die Musik an W+L mit dem Hinweis "Hey Jungs, bitte spielt meine Musik, wenn ihr auflegt". Er versuchte also nicht, W+L zu überreden, ihn als Künstler unter Vertrag zu nehmen, zumal sich auch dort auf der Website der Hinweis "Keine Demos" fand. Er begann 2014, ihnen Musik zu schicken, und schließlich veröffentlichte W+L eine Reihe seiner DJ-Mixe. 2019 unterschrieben und veröffentlichten sie schließlich sein Album mit Eigenkompositionen Harry Had to Work. Somit dauerte es fünf Jahre für den Aufbau einer Beziehung zwischen Jack und dem Label, um sie dazu zu bringen, sich zur Veröffentlichung seines Albums bereit zu erklären; Beharrlichkeit ist der Schlüssel. Manchmal leuchtet die Musik eines Künstlers so hell, dass ein Label sich beeilt, diesen unter Vertrag zu nehmen. David Marston schickte eine EP mit Musik per E-Mail an das Club-DJ-Duo Soul Clap, ohne vorher eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sie veröffentlichten seine The Jamaicalia EP innerhalb von wenigen Monaten nach dieser ersten E-Mail.
Neben der Zusammenarbeit mit Plattenfirmen, die die Musikstile veröffentlichen, die du ebenfalls magst, könntest du auch Organisationen finden, die sich an bestimmten Leitbildern oder der Identität von Künstlern orientieren. Obwohl sie selbst keine Platten veröffentlichen, ist Discwoman "ein in New York ansässiges Kollektiv, eine Booking-Agentur und Veranstaltungsplattform, die Zis- und Transfrauen sowie geschlechtsspezifische queere Talente in der Gemeinschaft der elektronischen Musik repräsentiert und präsentiert". Der Slogan von Discwoman sollte uns daran erinnern, dass uns Allianzen mit gleichgesinnten Gruppen oft dabei helfen, uns "gegenseitig zu verstärken" und Netzwerke aufzubauen.
Streaming-Plattformen
Bandcamp und Soundcloud sind großartige Plattformen, um die Kataloge unabhängiger Plattenfirmen zu entdecken, etwa wenn du noch auf der Suche nach Labels bist, bei denen du deine Musik anbieten kannst. Beide Plattformen verfügen über Direct-Messaging-Funktionen, über die du mit ihnen in Kontakt treten kannst. Jack Priest, den ich vorhin bereits erwähnte, hat auch einen Plattenvertrag mit Green Velvet's Cajual Records unterzeichnet, indem er das Label direkt über SoundCloud anschrieb. Diese Plattformen sind zu großen Verbündeten unabhängiger Musikproduzenten und -labels geworden. Das ist zu einem großen Teil auf die mangelnde Unterstützung durch große Streamingdienste wie Apple Music, Amazon Music und Spotify zurückzuführen, die keine gute Arbeit geleistet haben, um unabhängige Plattenfirmen als einzigartige Marken und Kuratoren von Qualitätskünstlern hervorzuheben. So gibt es nur sehr wenige Funktionen auf diesen Plattformen, die die Präsentation von Plattenfirmen unterstützen.

Die Streaming/Kommerz-Plattform Bandcamp ist für unabhängige Labels besonders attraktiv, da sie als Schaufenster fungiert, vergleichbar mit einer Homepage für ein Label.
Es gibt auch große Organisationen, die unabhängige Labels kollektiv vertreten. In den USA gibt es zum Beispiel A2IM, in Großbritannien AIM. Solche Organisationen verfügen über Mitgliederverzeichnisse der teilnehmenden Plattenfirmen. Hier findest du eine weitere großartige Möglichkeit, potenzielle Wege zu entdecken, um deine Musik auf den Markt zu bringen. Europa wird weitgehend von einer Handelsgruppe abgedeckt, die sich Independent Music Companies Association (IMPALA) nennt. In Australien gibt es AIR, die Australian Independent Record Label Association. Die Kulturförderprogramme vieler Länder bieten lokalen Radiosendern Anreize, Musik von Künstlern aus dem jeweiligen Land zu spielen. Gleiches gilt für unabhängige Plattenfirmen. Wenn du also eine unabhängige Plattenfirma suchst und beispielsweise aus Frankreich stammst, ist es sinnvoll zu prüfen, ob französische Plattenfirmen zu deinem Sound passen. Es gibt weiterhin auch Musikhandelsorganisationen, die auf bestimmte Genres fokussieren. Zu den besten organisierten gehört die Folk Alliance International. Wenn du Mitglied solcher Gruppen wirst, kannst du näher mit Labels und Künstlern in Verbindung treten, die Musik in diesen Bereichen produzieren und veröffentlichen.
Was kommt als nächstes?
Im nächsten Teil meiner Serie erfährst du, welche Mindestbedingungen du bei einem möglichen Vertrag mit einer Plattenfirma verlangen kannst. Wenn du dich nicht auf solche Bedingungen einigen kannst oder keine Plattenfirma gefunden hast, mit der du eine Partnerschaft eingehen kannst, werde ich zudem die besten Optionen für eine Selbstveröffentlichung deiner Musik erläutern. Dazu gehört auch die Frage, wie du digitale und physische Musikvertriebe vergleichst und bewerten kannst, die deine Musik an Streamingdienste und Musikhändler liefern.
Ganz gleich, ob du bei einem Plattenlabel oder allein an deiner kommenden EP oder einem Album arbeitest, hier erfährst du zwei der wichtigsten Aspekte des Veröffentlichungsprozesses, die über das Mastering von Audio und die Registrierung von Urheberrechten hinausgehen. Eine davon ist das Sammeln und Organisieren von Metadaten zu deinen Titeln. Ohne die richtige Behandlung dieser Metadaten können potenzielle Fans deine Musik nicht ohne weiteres auf Streamingdiensten finden. Der zweite Aspekt konzentriert sich auf die Meldung deiner Songs bei Tantiemenorganisationen, um sicherzustellen, dass man dich für die Wiedergabe deiner Musik über Streamingdienste, das Radio und eine Vielzahl anderer Medienkanäle bezahlt.